Gemeinwohl-Bilanz - wie es begann

Heute haben wir unseren ersten Gemeinwohl-Bericht veröffentlicht, und wir sind mächtig stolz darauf! Sonja erzählt uns, was Gemeinwohl-Ökonomie überhaupt ist, und wie es dazu kam, dass wir uns als inoio damit beschäftigen.

GWÖ-Bericht 2018/2019

Fangen wir doch mal von ganz vorne an: Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) und GWÖ-Bilanz - was ist das denn eigentlich?

Bei der GWÖ geht es darum Soziales, Ökologisches und Ökonomisches in Balance zu bringen, ähnlich wie bei den Sustainable Development Goals. Die Gemeinwohl-Ökonomie wurde vor ca. 12 Jahren von Christian Felber gegründet und soll die Wirtschaft auf den Kopf stellen. Im Vordergrund steht eine Art des Wirtschaftens, die den Menschen dient und nicht vorrangig der Gewinnmaximierung der großen Unternehmenseigner, unter Berücksichtigung von planetaren Grenzen, sozialer Basis und Teilhabe der gesamten Gesellschaft.

Entgegen dem 3-Säulen-Modell, in dem Wirtschaft, Ökologie und Soziales eigene, gleichberechtigte und gleichgewichtete Systeme sind, gilt hier die Sichtweise, dass es keine Wirtschaft ohne eine Gesellschaft geben kann, und keine Gesellschaft ohne Ökologie.

Drei-Säulen-Modell

Wow, klingt ja cool, aber ist ein ganz schön dickes Brett. Ist das für euer kleines Unternehmen das Richtige?

Angefangen hat unsere Auseinandersetzung mit dem Thema 2019 mit der Fridays For Future Bewegung (FFF). Waren wir bis dahin eher normal ökologisch unterwegs - also z.B. Strom von Greenpeace Energy, Einkaufen lokal vor global - gab die FFF Bewegung uns einen richtigen Signalschuss. Wir wollten sehen, was wir nicht nur als Privatpersonen, sondern auch als Unternehmen dazu beitragen können.

Auf die Gemeinwohl-Ökonomie ist Martin im Mai 2019 eher zufällig gestossen, über ein Meetup zu Gemeinwohl und Digitalisierung, das er besucht hat. Von dem Meetup und der Gemeinwohl-Ökonomie hat Martin dann total begeistert erzählt, und recht schnell war die Frage, ob wir als Unternehmen eine Gemeinwohl-Bilanz erstellen wollen. Im ersten Anlauf gab es zunächst Vorbehalte - wollten wir doch eigentlich nur an den ökologischen Themen arbeiten. Die GWÖ war uns damals zu mächtig und umfassend, da sie auch die sozialen und wirtschaftlichen Themen betrachtet.

Ok, das geht doch bestimmt einfacher?

Genau, das dachten wir auch. Deshalb gründeten wir erstmal eine Arbeitsgruppe, die sich mit ökologischen Nachhaltigkeitsthemen beschäftigte und hatten die Idee, Low Hanging Fruits möglichst unkompliziert und einfach umzusetzen - wie z.B. einen Wechsel zur GLS-Bank. In der Arbeitsgruppe haben wir allerdings schnell festgestellt, dass wir nicht so vorankamen, wie wir uns das wünschten: Schwer fiel uns einzuschätzen, was das Wirksamste ist - wie sollten wir den Impact überhaupt messen? Arbeiten wir an den richtigen Themen, oder verschwenden wir Zeit mit weniger wirksamen Maßnahmen? Ausserdem haben wir festgestellt, dass ökologische Aspekte doch häufig mit anderen Aspekten verwoben sind - so einfach, wie wir uns das gewüscht hatten war es leider nicht.

Auf der Suche nach strukturierten Modellen, die uns bei der Zielerreichung unterstützen, haben wir uns neben Sustainable Development Goals auch die B Corporation-Zertifizierung (kurz B Corp) angeschaut. B Corp erschien uns allerdings als etwas zu bürokratisch. Die Gemeinwohl-Ökonomie haben wir uns auch wieder angeschaut, wussten aber nicht so richtig, wie es weiter gehen kann.

Und dann hat uns der Zufall geholfen: Auf dem großen Klimastreik am 24.09.2019 streikten wir als ganze Firma mit, und Ole kam auf der Demo in’s Gespräch mit Mick Petersmann von der GWÖ-Gruppe. Wir luden Mick zu uns ein, um uns mehr über die GWÖ zu erzählen.

Wie hat Mick es geschafft, euch für die Gemeinwohl-Bilanzierung zu begeistern?

Vor allem, als klar wurde: Es geht nicht darum, irgendwelche Punktzahlen zu erreichen und diese nach außen darzustellen, sondern darum, kontinuierlich besser zu werden. Wer uns kennt, weiß, dass kontinuierliche Verbesserung einer unserer grundlegenden inoio-Werte ist: in der Softwareentwicklung, im Austausch mit unseren Kunden, und so auch als Unternehmen.

Weiterhin konnten wir inzwischen die Gemeinwohl-Matrix wertschätzen: Auf der einen Achse Werte - Menschenwürde, Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und Transparenz - auf der anderen Achse Berührungsgruppen - Lieferant*innen, Finanzpartner*innen, Mitarbeitende, Kund*innen, Gesellschaft. Das war für uns eine Struktur, mit der wir uns gut vorstellen konnten zu arbeiten.

Neben der Tatsache, dass es Beratung und professionelle Begleitung zur Gemeinwohl-Bilanzierung gibt, hat uns auch der Community- und Vernetzungsaspekt gefallen. Wir können uns jederzeit mit anderen Gemeinwohl-bilanzierten Unternehmen austauschen oder in der lokalen GWÖ Gruppe für uns offene Punkte besprechen.

Super. Und dann ging’s einfach los?

Genau. Wir - die Arbeitsgruppe zu Nachhaltigkeit - haben bei inoio noch einmal den Vorschlag gemacht, eine Gemeinwohl-Bilanz zu erstellen. Mit den Learnings und neuen Argumenten konnten wir nun ausreichend Akzeptanz erzeugen, sodass wir mit der Bilanzierung loslegen konnten. Wie das ablief würde jetzt aber den Rahmen sprengen 😉

Vielen Dank, Sonja!

Wie der Prozess der Bilanzierung ablief und von unseren spannenden Diskussionen erzählen wir also demnächst. Bis dahin blättert gerne in unserem Bericht.

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