Im letzen Blogpost hatte Sonja die Gemeinwohlökonomie (GWÖ) im Allgemeinen vorgestellt. Heute stellen wir vor, wie die GWÖ-Bilanzierung bei inoio konkret ablief. Waren wir alle sofort Feuer und Flamme? War alles Friede, Freude, Eierkuchen? Waren alle sofort begeistert? Ihr ahnt es vielleicht schon, nein so war es natürlich nicht - und das war auch gut so…
Aber was genau waren denn unsere Reibungspunkte, was lief eher suboptimal und was hat uns inoios während der Bilanzierung bewegt?
Butter bei die Fische!
Anfangs fragten wir uns, wieviel Idealismus wir für die GWÖ brauchen. Ist die Bilanzierung für inoio passend, oder ist sie zu sehr auf produzierendes Gewerbe und weniger auf die Dienstleistungsbranche ausgerichtet?
Wie sind denn im Sinne der GWÖ unsere Kundenprojekte zu bewerten? Was tragen unsere Projekte denn zum Gemeinwohl bei? Warum fragt die GWÖ nach unserer Standard-Wochenarbeitszeit? Das waren ein paar Fragen, mit denen wir uns auseinandersetzen mussten.
Ich (Matthias) habe ein paar Kolleg*innen und mich gefragt, wie sie diesen Prozess empfunden haben: Welche Widerstände und Reibungspunkte gab es? Aber auch, was uns gefreut oder sogar begeistert hat. Schnappt euch doch einen Kaffee/Tee und macht euch selbst einen Eindruck:
Der Prozess
Um besser zu verstehen, warum der GWÖ-Bilanzierungsprozess für uns anstrengend aber auch zielführend war, ist es hilfreich einen genaueren Blick auf die Bewertungsmatrix der GWÖ-Bilanz und den dazugehörigen Prozess zu legen:
Die Gemeinwohlökonomie beurteilt nach fünf Werten für fünf Berührungsgruppen (Lieferanten, Kunden, Mitarbeitende, Finanzpartner und Gesellschaft). Daraus entsteht die Bewertungsmatrix mit 25 Themenfeldern:
Wir haben uns für eine Kompaktbilanz mit Volltestat entschieden. Im Gegensatz zu einer einfachen Kompaktbilanz die in einer Peergruppe, bestehend aus Vertretern unterschiedlicher Firmen die sich gegenseitig bewerten, durchgeführt wird, erfolgt die Vollbilanz im Selbstassesment. Begleitet von einen GWÖ-Berater kommt man in fünf Workshops zu einer Selbsteinschätzung in den einzelnen Berührungsgruppen (Lieferanten, Kunden, Mitarbeiter etc.). Man dokumentiert alles genau und stellt sich dann einem externen Auditor.
Genau dieses tiefe und teilweise auch zeitintensive Auseinandersetzen zu den fünf Werten innerhalb der fünf Berührungsgruppen hat uns sehr gut gefallen und uns enorm weiter gebracht. Wir hatten so die Möglichkeit, vielfältig innerhalb der Firma zu diskutieren, uns zu besprechen und die für uns relevanten Themenfelder und Lernpunkte zu identifizieren.
Uns war klar: Wir wünschen uns jemanden, der uns durch den Prozess der Gemeinwohlbilanzierung führt. Jemanden, der die für uns relevanten Fragen stellen kann. Glücklicherweise haben wir in Manfred Jotter einen GWÖ-Berater gefunden, der die Besonderheiten unserer Firmenkultur versteht. Durch ihn konnten wir viele scheinbare Konflikte zwischen der Richtlinien-und-Regeln-Welt und unserer Vertrauenskultur auflösen.
Zusammen mit ihm und Mick Petersmann gab es zu jeder der fünf Berührungsgruppen einen Halbtagesworkshop. Mick hat uns bei der Schreibarbeit geholfen und konnte noch viele weitere Impulse zu dem Prozess beisteuern.
Wir hatten ein Kernteam, welches in jedem Workshop von 1-2 weiteren, wechselnden Mitarbeitern ergänzt wurde. So gab es eine schöne Durchmischung von Sichtweisen aus der ganzen Firma.
Vor jedem Workshop musste natürlich einiges vorbereitet werden. Viele halfen mit wo immer es ging, doch das meiste schafften natürlich unsere Kommandofrauen Sonja und Nadja, die alle Hände voll zu tun hatten, die Zahlen zusammen zu sammeln 🤓
Im Workshop gab es dann die große Bestandsaufnahme: Wo erreichen wir nur die gesetzlichen Mindestanforderungen (0 Punkte), wo stehen wir schon ganz gut da und welche Verbesserungspotentiale haben wir? Manfred und Mick halfen uns, eine sinnvolle Selbsteinschätzung zu geben, die auch dem Auditor vorgelegt wurde. Dieser hat am Ende des Prozesses auf Basis des Berichts den einen oder anderen Punkt nach oben und unten korrigiert, sodass wir insgesamt auf eine Bilanzsumme von 388 Punkten kamen 💪 🎉
Wie Sonja schon im letzen Blogpost erwähnt hat, ist das Testat und die Bilanzsumme für uns nicht das Relevante. Es geht vielmehr darum, wie wir uns im nächsten Zwei-Jahres-Fenster verbessern. Dafür haben wir mit der Bilanzsumme einen quantifizierten Vergleichswert geschaffen.
Wer noch mehr Details über den Bilanzierungsprozess wissen möchte, wird auf den Seiten der GWÖ fündig.
Und was hat’s gebracht?
Was haben wir umgesetzt? Was wollen wir noch umsetzen und wo haben wir uns aktiv dagegen entschieden es (noch) nicht zu machen? Über all das werden wir in unserem nächsten Blogpost berichten. Bis dahin könnt ihr ja gerne noch in unserem Bericht blättern 🤓
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